12.01.2013 - Thüringer Allgemeine "Das Passionsspiel schweißt ganz Küllstedt zusammen"
Die Vorbereitungen auf das große Ereignis laufen in vollem Gange. Zum vierten Spiel darf sich das Publikum auch auf einige Neuerungen freuen.
Küllstedt. Es ist Donnerstag, 19 Uhr: In der Werkstatt von Michael und Christoph Mock brennt trotz der Abendstunde noch Licht. Hier wird eifrig gearbeitet, denn der Sockel, ein Hauptelement im Bühnenbild der Küllstedter Passionsspiele, auf dem besondere Requisiten zu den Szenen ihren Platz bekommen, soll fertig werden.
Nachempfunden ist er dem Sockel, auf dem die Pieta des Hülfensberges steht. Dass er sich gut ins Kirchenbild fügt, dessen ist sich Wolfgang Montag, der zur dreiköpfigen Spielleitung gehört, sicher. Immer wenn Zeit ist, machen sich Michael, der Tischlermeister, und Christoph, der neben dem Meistertitel noch den als Gestalter im Handwerk hat, an die Arbeit. Beide strahlen, als sie Montag das bisherige Ergebnis präsentieren. Und auch er freut sich über das Engagement der beiden jungen Männer.
"Uns stehen viele Türen offen, die Leute unterstützen uns, wo immer sie können. Sie nehmen sich die Zeit, haben ein offenes Ohr", erzählt Wolfgang Montag. Dabei wird deutlich, dass in Küllstedt das ungebrochene Ja zum Passionsspiel gilt, das sich durch das ganze Dorf zieht - vom Pfarrer über den Kindergarten bis in die Vereine und auch in die Nachbarorte. Denn mittlerweile kommen Mitstreiter selbst aus diesen.
Den Sockel fürs Bühnenbild bauten Michael und Christoph Mock nach einer Vorlage vom Hülfensberg. Foto: Eckhard Jüngel |
Neben den Mocks sind zudem die Tischlerei Jagemann, die die Aufsteller fertigt, Mathias Hillmann, der sich um den Bühnenbau ebenso wie Egbert Fiedler kümmert, mit im Boot. Unterstützung gibt es aber auch von weiteren Handwerkern. "Es ist schön, wenn alles Hand in Hand geht", sagt Michael Mock. Hat er sein Werk vollbracht, wird das Stück weiter an den Maler gereicht. So werden am Ende die Zuschauer auf der Bühne nicht nur die Spieler, sondern auch Küllstedter Handwerk bewundern können.
Der Donnerstag war für die Passionsspielleitung, zu der neben Montag auch Roland Schmerbauch und Justina Mathias gehören, ein kleiner Meilenstein. Denn nun, nach den Festtagen, geht es bei den Vorbereitungen für die Aufführungen, die das Leiden und Sterben Jesu zeigen, in die entscheidende Phase. Erstmals probten an dem Abend der Chor mit seinen über 80 Sängern sowie 20 Musiker vom Kammermusikkreis und der Bläsergruppe zusammen. Dem Spielleitungstrio war die Begeisterung bei ihrer kleinen Stippvisite ins Gesicht geschrieben. Die Drei waren sich einig, dass der das Herz berührende Gesang und die Bläser, die zum ersten Mal dabei sind, um den Klangrahmen noch weiter zu spannen, dem Ganzen ein besondere Note verleihen.
So fügen sich langsam alle Mosaiksteinchen für das große Ereignis zusammen. Und während Beobachter staunen, bleiben die Küllstedter auch bei ihrem vierten Spiel bescheiden. "Kein religiöses Mixgetränk aus Wasser und Wein soll dem Zuschauer verabreicht werden, vielmehr ist es der symbolhafte kleine Tropfen klaren Wassers, den jeder Einzelne von sich hineingibt", so Wolfgang Montag. Damit stehen alle gemeinsam als Protagonisten in der Hauptrolle: die Spieler, Sänger, Tänzer, Musiker, die Näherinnen, Techniker, Bühnenbauer, Ordner, Sanitäter sowie die vielen stillen Helfer. Dass allein auf der Bühne 150 Akteure zu sehen sein werden, macht die Dimension deutlich. Doch bei jeder Inszenierung "einen drauf zu setzen", das ist nicht das Ziel der Spielleitung. Vielmehr geht es ihr um Qualität, die gehalten werden soll.
Trotzdem darf sich das Publikum auf einige Neuerungen freuen: Diesmal wird zum Beispiel Mathias Jakobi die Rolle des Jesus übernehmen und eine neue Jüngerschaft den biblischen Weg vom umjubelten Messias bis zum Kreuztod Jesu begleiten. Neu ist auch, dass es statt sechs 2013 neun Veranstaltungen geben wird, darunter eine nur für Kinder. Eine Premiere gibt es außerdem beim Bühnenbau. Hier ist geplant, eine Bühne auf zweiter Ebene zu errichten, die das Gesamtbild noch eindrucksvoller erscheinen lässt.
Hoch her geht es dieser Tage nicht zuletzt in der Schneiderwerkstatt. Die Kostüme müssen fertig werden. Und die sollen nicht nur gut sitzen, sondern perfekt zu den Szenen passen. Einige Gewänder haben die Küllstedter extra aus Israel mitgebracht und noch einmal 50 aus dem Nordhäuser Theaterfundus entliehen. Originalgetreue Sandalen orderte man aus Jerusalem, was zeigt, das viel Wert aufs Detail gelegt wird.
Wie viele Gedanken man sich macht, zeigt zudem die Überlegung, was mit dem Erlös geschehen soll. Der, so Wolfgang Montag, ist für eine neue Kirchenglocke bestimmt. Das Geld, das bei der Kinderpassion eingenommen wird, geht an ein Kinderhospital in Bethlehem.
Doch jetzt fiebern erst einmal alle der Generalprobe am 3. März entgegen und natürlich den Auftritten. Gezeigt wird das Passionsspiel 2013 am 8., 9., 10., 15., 16. und 17. März sowie am 22., 23. und 24. März. Der Kartenverkauf erfolgt am 14. Februar im Don-Bosco-Haus.
Sigrid Aschoff / 12.01.13 / TA