09. März 2001 - TLZ / "Laien spielen den Leidensweg Jesu nach"
120 Akteure in Küllstedt - Von Oberammergau gelernt
Küllstedt. (dap/tlz) Der Karnevalsverein Küllstedt führt zum zweiten Mal nach 1996 Passionsspiele in der Kirche des Ortes auf. Insgesamt beteiligten sich 120 Akteure, sagte Initiator Wolfgang Montag. Es soll vier Aufführungen des Jesus-Leidensweges in vier Szenen geben: Abendmahl, Verurteilung, Kreuzweg, und Kreuzigung. Entgegen der Premiere vor fünf Jahren wollen die Laienschauspieler einige Szenen umfassender darstellen.
Die Mitwirkenden sind Mitglieder des Karnevalvereins sowie Bewohner von Küllstedt, das 1600 Einwohner hat. Eigens für das Passionsspiel wurde im Altarraum der größten Eichsfelder Pfarrkirche eine Bühner gebaut. Seit Ende Februar probieren die Mitwirkenden - vom Kindesalter bis 70. Lebensjahr - fast jeden Abend. Die Kostüme wurden zum Teil selbst geschneidert oder vom Theater Nordhausen ausgeliehen. Der Küllstedter Kirchenchor wird in lateinischer Sprache singen.
Die Tradition der Passionsspiele - ursprünglich lateinische Leidensspiele - geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Ihren Ursprung hat sie in Zeiten der Pest, als die Gläubigen aus Dankbarkeit und Überlebensfreude den Leidensweg von Christus nachspielten. Vor allem in Österreich, der Schweiz und Holland sind diese Spiele gang und gäbe. Traditionelle Wurzeln dieser Art gibt es in Thüringen nicht. "Wir orientieren uns stark an Oberammergau" sagte Montag. Bei den dortigen Veranstaltern habe man sich Anregungen geholt.
Premiere ist am 31. März. Weitere Aufführung sind am 1., 7. und 8. April. Zur ersten und einzigen Vorstellung vor fünf Jahren waren 1400 Zuschauer gekommen - so viele Menschen waren laut Montag zuvor noch nie in der Kirche.